Wie verläuft eine Psychotherapie?

Wenn Patienten das erste Mal in meine Sprechstunde kommen glauben sie oft, dass es in einer Psychotherapie reiche seine Probleme zu schildern und der Therapeut packt dann seine Liste mit Patentrezepten aus, mit deren Hilfe sich die Probleme dann einfach lösen lassen. Eben so wie man es bei körperlichen Beschwerden von einem Arztbesuch gewohnt ist.

Leider ist die Behandlung psychischer Störungen nicht so einfach. Es bedarf vielmehr der aktiven Mitarbeit des Patienten. Es geht dabei darum, ein für den Einzelfall richtige Lösung zu finden. Diese Lösung erarbeiten Patient und Therapeut gemeinsam. Der Therapeut versucht durch gezielte Fragen das Problem genau zu analysieren. Hierzu ist es nötig, dass sich der Patient öffnet und bereit ist sich auch mit unangenehmen Wahrheiten oder Gefühlen zu konfrontieren. Dabei kann es durchaus vorkommen dass es vorübergehend zu einer Verschlechterung des Befindens und der Symptomatik kommt. Ein wichtiger Grundsatz der Psychotherapie lautet: "Du musst erst an einem Ort angekommen sein, um ihn wieder verlassen zu können". Patentrezepte gibt es in der Regel nur für einzelne Probleme wie bspw. Grübeln oder überschießende Emotionen.

Natürlich ist die Analyse des Problems nur der erste Schritt in der Therapie. Ausgehend von dieser Analyse werden dann Möglichkeiten zur Veränderung erörtert. Diese können in der Form von Veränderungen der Denkmuster oder der Verhaltensweisen erfolgen. In den therapeutischen Sitzungen werden mit dem Patienten hierzu "Hausaufgaben" besprochen, die er bis zur nächsten Sitzung ausführen soll. Ein wesentlicher Teil der Therapie erfolgt also zwischen den einzelnen therapeutischen Sitzungen in Eigenregie des Patienten. In der nächsten Therapiesitzung wird das Ergebnis der Übungen besprochen.

Der Erfolg der Therapie hängt also wesentlich von der Mitarbeit des Patienten ab. Aufgabe des Therapeuten ist es die Motivation des Patienten hierfür zu fördern. Beide müssen zusammenarbeiten um einen Erfolg erzielen zu können. Trotzdem lautet ein Grundsatz der Psychotherapie: "Der Patient muss an der Lösung seiner Probleme härter arbeiten als der Therapeut" denn er müsste ja sonst weiter mit den Problemen leben. Ist es umgekehrt wäre die Therapie zum Scheitern verurteilt.

Eine Psychotherapie verlangt also viel Mitarbeit und Engagement von dem Patienten. Dafür kann der Patient eine dauerhafte und nachhaltige Bewältigung seiner psychischen Probleme erwarten. Hierdurch unterscheidet sich die Psychotherapie wesentlich von der medikamentösen Therapie mit Psychopharmaka.

Medikamente können jedoch bei bestimmten Störungen ergänzend zur psychotherapeutischen Behandlung sinnvoll sein.